Fields-Medaille

Gary-Larson-Comic 1 Zahlreich sind die Gerüchte, weshalb es keinen "Nobelpreis für Mathematik" gibt; am wahrscheinlichsten ist wohl, daß Alfred Nobel dieser Disziplin keine hohe Bedeutung oder nur einen geringen praktischen Nutzen beimaß. Was jedoch den Physikern oder Literaten der Nobelpreis bedeutet, das ist für die Mathematiker die "Fields-Medaille".

John Charles Fields, geb. 14.5.1863 in Hamilton (Kanada), gest. 9.8.1932 in Toronto, absolvierte sehr erfolgreich die Universität Toronto 1880 - 1884 mit ausgezeichnetem Erfolg und promovierte 1887 an der John Hopkins Universität Baltimore. Auf einer Studienreise durch Europa traf er mit L. Fuchs, G. Frobenius, H. A. Schwarz und M. Planck zusammen. Ab 1902 lehrte er an der Universität Toronto. Fields arbeitete auf dem Gebiet der algebraischen Funktionen, wozu er auch eine Monographie verfaßte. Fields organisierte 1924 den Internationalen Mathematiker-Kongreß in Toronto und konnte damals so viele Sponsoren finden, daß am Ende des Kongresses ein Überschuß blieb, welchen er 1932 in seinem Testament zur Schaffung einer Medaille für herausragende mathematische Leistungen verfügte.

"Fields-Medaille" ist nur die inoffizielle Bezeichnung der "Internationalen Medaille für herausragende Entdeckungen in der Mathematik". Die Fields-Medaille ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung, die ein Mathematiker erhalten kann. Sie wurde erstmals 1936 in Oslo und später alle vier Jahre auf dem Internationalen Mathematiker-Kongreß (ICM) vergeben. Die Dotierung beträgt 15.000 kanadische Dollar (ca. 17.500 DM), wobei nur Mathematiker ausgezeichnet werden, die nicht über 40 Jahre alt sind. Die Altersbeschränkung soll garantieren, daß nicht nur zurückliegende wissenschaftliche Leistungen anerkannt werden. Um die Preisträger für die Fields-Medaillen zu finden, bestimmt das Exekutiv-Komitee der Internationalen Mathematischen Union seit 1962 ein Gremium ("Fields-Medaillen-Komitee") aus acht Mathematikern.

Fields-Medaille Vorderseite Wegen der großen Expansion der mathematischen Forschung werden seit 1966 bis zu vier Medaillen pro Weltkongreß vergeben. Die Fields-Medaille ist aus Gold und zeigt den Kopf von Archimedes (287 - 212 v. Chr.) zusammen mit einem Zitat, das ihm zugeschrieben wird: "TRANSIRE SUUM PECTUS MUNDOQUE POTIRI" (Über seine geistigen Fähigkeiten hinauswachsen und sich der Welt bemächtigen). Die Rückseite trägt den Satz "CONGREGATI EX TOTO ORBE MATHEMATICI OB SCRIPTA INSIGNIA TRIBUERE" (Die aus aller Welt zusammengekommenen Mathematiker verliehen [diese Medaille] auf Grund herausragender Schriften). Fields-Medaille Rückseite

Die Fields-Medaillisten der Vergangenheit sowie ihre Arbeitsgebiete findet man auf den Seiten der IMU.
Keine Fields-Medaille aber dennoch eine besondere Auszeichnung ("silver plate") wurde 1998 Andrew J. WILES zuteil, der in 1993/94 die 350 Jahre lang ungeklärte Fermat'sche Vermutung bewiesen hat. In siebenjähriger Arbeit hatte Wiles seit 1986 die verstreuten Fortschritte der Zahlentheorie in diesem Jahrhundert gebündelt und auf wahrhaft geniale Weise zu einem Set von mathematischen Werkzeugen verbunden, mit welchen sich der Beweis von Fermats Vermutung fast problemlos ergibt. Unglücklicherweise befand sind in Wiles erster Fassung des 180 Seiten starken Beweises ein Fehler, den er erst nach einem weiteren Jahr Arbeit verbessern konnte; daher war er nach Vollendung des Beweises bereits 41 Jahre alt und fiel durch die Vergabekriterien der Fields-Medaille.

Und wer sich jetzt immer noch für Nobelpreis-Träger interessiert, der kann sich bei nobelprize.org schlau machen.


Nevanlinna-Preis

Der Rolf Nevanlinna Preis wurde 1981 vom Executive Committee der IMU ins Leben gerufen für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Theoretischen Informatik, er ist ebenfalls mit einer Goldmedaille und 15.000 kanadischen Dollar Preisgeld verbunden. Stifter ist die Universität Helsinki, während der Name an den finnischen Mathematiker Rolf Nevanlinna (1895-1980) erinnern soll, der 1959 - 1962 Präsident der Internationalen Mathematischen Union war und den Weltkongreß von 1962 in Stockholm leitete.
Die eine Seite der Münze zeigt den Kopf Nevanlinnas mit dem Text "Rolf Nevanlinna Prize". Auf der Rückseite ist das Siegel der Universität Helsinki zu sehen sowie ein Rechteck aus Nullen und Einsen. Hier ist das Wort Helsinki codiert. Auf dem Rand der Medaille ist der Name des Preisträgers eingraviert, welcher vom "Nevanlinna-Preis-Komitee" gewählt wird, das aus drei Mathematikern besteht, die wiederum vom Executive Committee der IMU bestimmt werden.
Kürzlich wurden die Vergaberichtlinien des Preises von der IMU präzisiert; er wird nunmehr verliehen für "outstanding contributions in Mathematical Aspects of Information Sciences, including: All mathematical aspects of computer science, including complexity theory, logic of programming languages, analysis of algorithms, cryptography, computer vision, pattern recognition, information processing and modelling of intelligence. Scientific computing and numerical analysis. Computational aspects of optimization and control theory. Computer algebra."

Auch die Nevanlinna-Preisträger der Vergangenheit sind mit ihren Arbeiten auf der o.g. IMU-Seite zu finden.


(Quellen: Spektrum der Wissenschaft, DMV-Mitteilungen, diverse Web-Seiten) - Stand: 30.9.2004